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Zwischen Hoffnung und Furcht: Der Weg zur Ausgeglichenheit im Glauben

Die Weisheit und Gerechtigkeit Allahs, des Allmächtigen, ist sowohl im Geben als auch im Nehmen klar ersichtlich. Er belohnt jene, die ihren Aufgaben gewissenhaft nachkommen, und bestraft jene, die sie vernachlässigen. Dies führt uns zu zwei zentralen Begriffen im Islam: „Khawf“ (Furcht) und „Redscha“ (Hoffnung).

Hoffnung ist der herzliche Wunsch nach etwas, eine Sehnsucht, die aus dem tiefsten Inneren entspringt. Im Gegensatz dazu steht die Furcht oder Angst, die aus der Sorge entsteht, etwas zu verlieren oder etwas Schlechtes zu erwarten. Zusammen bilden Hoffnung und Furcht das Herz des gläubigen Charakters und den Schutzschild für seinen Glauben.

In einem Koranvers heißt es:

„Ist etwa jener, der zu Allah in den Nachtstunden – sich niederwerfend und stehend betet, der sich vor dem Jenseits fürchtet und auf die Barmherzigkeit seines Herrn hofft (einem Ungehorsamen gleich)?“

(Zumer, 9)

Als Gläubige sollten wir stets bemüht sein, ein Gleichgewicht zwischen Hoffnung und Furcht zu wahren. Zu viel Furcht kann zur Hoffnungslosigkeit führen, während übermäßige Hoffnung uns gegenüber unseren Pflichten unachtsam machen kann. Während Hoffnung uns motiviert, kann Angst lähmen.

Folgende Hadith beschreibt diesen Zusammenhang perfekt:

Der Gesandte Allahs ﷺ  sprach einmal zu einem sterbenden jungen Mann: „Wie fühlst du dich?“ Der junge Mann antwortete: „Ich hoffe auf die Gnade Allahs und ich habe Angst wegen meinen Sünden.“ Daraufhin erklärte der Gesandte: „Wenn in ein Herz Furcht und Hoffnung gleichzeitig kommen, so gibt Allah der Erhabene das Gehoffte und schützt ihn vor seinem Gefürchteten.“

(Tirmidhi)

Dieser Grundsatz wurde auch von Ali ibn Ebi Talib (r.a) an seinen Sohn weitergegeben: „Mein Sohn, auch wenn alle guten Taten der Welt dir gehören würden, fürchte dich so vor Allah, dass diese guten Taten dich nicht retten können. Auch wenn du alle Sünden der Welt hättest, so habe die Hoffnung gegenüber Allah dem Allmächtigen und hoffe auf Seine Gnade.“

Umar ibn Khattab r.a. drückte ähnliche Gedanken aus: „Wenn jemand aus dem Himmel sagen würde.“ O ihr Menschen, außer einer, kommt jeder ins Paradies!“ so würde ich mich fürchten, als wenn ich derjenige bin. Und wenn wieder jemand aus dem Himmel sagen würde „O ihr Menschen, außer einer, kommt jeder in die Hölle!“ so würde ich hoffen, dass ich derjenige bin.“

Jeder Gläubige muss also, entsprechend seiner eigenen Situation, hoffen und fürchten. Imam Rabbani (q.s.) fügte diesem Konzept den Aspekt des Alters hinzu: „Die Furcht sollte in der Jugend und die Hoffnung im Alter überwiegen.“

In all unseren Handlungen und Gedanken sollten wir stets daran denken, dass Allah sowohl der Bestrafende als auch der Verzeihende ist. Möge er uns vergeben und uns mit reichlicher Belohnung im Paradies schenken! Amin!

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